Ein Jahr Hospiz Minden

Ende August 2019 wurde das erste sta­tionäre Hos­piz für Min­den eröffnet. Mit der Coro­na-Pan­demie musste das Team gle­ich im ersten Jahr große Her­aus­forderun­gen meistern.

Ein wenig anstren­gend sei der Start schon gewe­sen, erzählen Dorothea Sten­ten­bach und Heiko Bölling, Ein­rich­tungslei­t­erin und Pflege­di­en­stleit­er des Hos­piz Min­den. Am 23. August 2019 wurde das erste sta­tionäre Hos­piz in Min­den feier­lich eröffnet. Schon am 26. August zog der erste Gast ein. Und das in einem Neubau, in dem noch längst nicht alle Abläufe einge­spielt waren. „Die Tele­fo­nan­lage hat zum Beispiel noch nicht richtig funk­tion­iert“, sagt Dorothea Sten­ten­bach. Doch auch wenn im neuen Hos­piz noch nicht alles an seinem Platz war, eines war von Anfang an da: die Moti­va­tion des Teams. „Was die Hal­tung ange­ht war gle­ich zu merken, dass alle an einem Strang ziehen“, sagt Pflege­di­en­stleit­er Heiko Bölling. Da machte es auch nichts, dass sich das Team erst ein­mal ein­spie­len musste. „Wir haben viele Mitar­bei­t­ende aus unter­schiedlichen Kon­tex­ten, die ver­schiedene Arbeitsabläufe gewöh­nt waren“, so Heiko Bölling. Die Startschwierigkeit­en hat das Hos­pizteam schnell in den Griff bekom­men. „Wir haben sehr viel Hil­fe erfahren“, sagt Dorothea Sten­ten­bach. Das Hos­piz Min­den, das gemein­sam von der Diakonie Stiftung Salem und der PariSozial Min­den-Lübbeck­e/Her­ford betrieben wird, kon­nte auf die Unter­stützung der ver­schiede­nen Handw­erks­fir­men zählen. Auch die gute Zusam­me­nar­beit mit der Volk­er-Pardey-Stiftung, die das Gebäude finanziert hat, machte den schnellen Start möglich.

Wie groß der Bedarf nach einem sta­tionären Hos­piz in Min­den war, zeigen die aktuellen Bele­gungszahlen. Alle Zim­mer des Hos­pizes sind fast durchgängig bewohnt. Und auch die große Res­o­nanz bei der Eröff­nung habe das Inter­esse der Men­schen in der Region gezeigt, erzählen die Leitungskräfte des Hos­pizes. „Wir sind froh, dass wir nicht 2020 eröffnet haben. In der Coro­na-Pan­demie wäre vieles nicht möglich gewe­sen“, sagt Dorothea Stentenbach.

Doch auch wenn die Eröff­nung noch rei­bungs­los funk­tion­ierte, hat der Aus­bruch der Coro­na-Pan­demie dem Hos­pizteam im ersten Jahr einiges abver­langt. Hohe Hygien­e­s­tandards wer­den im Hos­piz sowieso umge­set­zt und waren kein Prob­lem. Doch das Zusam­men­leben im Hos­piz hat sich verän­dert. Gesel­lige Ver­anstal­tun­gen, der Besuch von Nach­barn und auch der Ein­satz von Ehre­namtlichen mussten eingeschränkt wer­den. Besuche von An- und Zuge­höri­gen waren und sind im Hos­piz jedoch während der gesamten Pan­demie möglich. „Im Bezug auf Hos­pize hat der Geset­zge­ber mit viel Augen­maß gehan­delt“, sagt Heiko Bölling. Im Hos­piz Min­den ver­brachte daher kein Gast seine let­zte Leben­sphase allein.

Auch der Aus­fall viel­er Ver­anstal­tun­gen hat das Hos­piz hart getrof­fen. Für 2020 waren etwa ein Char­i­ty Din­ner und die Par­ty „Beats for Hos­piz“ geplant, mit denen Geld für die Arbeit des Hos­pizes gesam­melt wer­den sollte. Diese Spenden fehlen jet­zt, denn die Kosten eines Hos­pizes wer­den nur zu 95 Prozent refi­nanziert. Die Finanzierungslücke muss das Hos­piz Min­den durch Spenden schließen.

Eine große Hos­piz-Geburt­stags­feier fand auf­grund der Pan­demie natür­lich eben­falls nicht statt. Doch das erfol­gre­iche erste Jahr mit Gästen und nahen Zuge­höri­gen zu bege­hen, ließ sich das Hos­pizteam trotz­dem nicht nehmen. Mit ein­er Feier­stunde im kleinen Kreis und unter Ein­hal­tung aller Hygien­e­s­tandards wurde das ein­jährige Beste­hen gefeiert.

Auch wenn die Coro­na-Pan­demie viele Pläne des Hos­pizteams durchkreuzt hat, blick­en Dorothea Sten­ten­bach und Heiko Bölling zufrieden auf das erste Jahr. Haupt­grund dafür sind natür­lich die Begeg­nun­gen mit den Gästen des Hos­pizes. „Wir ler­nen uns in so kurz­er Zeit so inten­siv ken­nen“, erzählt Heiko Bölling. Bei­de sind überzeugt, dass der Aufen­thalt im Hos­piz Min­den vie­len Men­schen in ihrer let­zten Leben­sphase wirk­lich geholfen hat. „Viele Men­schen sind mit der let­zten Phase so ver­söh­nt“, sagt Dorothea Sten­ten­bach. Und auch für An- und Zuge­hörige sei die Arbeit des Hos­pizes oft ein Segen. „Wenn unsere Gäste hier ankom­men, kön­nen Ange­hörige auch ein­mal los lassen“, so Dorothea Stentenbach.

Daneben freut die Bei­den beson­ders, dass das Hos­piz Min­den in der Region mit­tler­weile gut ver­net­zt ist. Mit niederge­lasse­nen Ärzten, dem Hos­pizvere­in, den Müh­lenkreiskliniken und ins­beson­dere dem Hos­piz ver­i­tas in Lübbecke arbeit­et das Hos­piz eng zusammen.

Was das Hos­piz von Anfang an getra­gen hat, möcht­en Dorothea Sten­ten­bach und Heiko Bölling auf jeden Fall auch für die Zukun­ft bewahren. Den unbe­d­ingten Ein­satz für Men­schen in der let­zten Leben­sphase und den Wun­sch, den Gästen ein würdi­ges Leben bis zum Schluss zu ermöglichen. Wie das geht? Das ist für Dorothea Sten­ten­bach klar: „Der Gast ist der Diri­gent. Er bes­timmt was gespielt wird“, sagt die Hospizleiterin.