Hospizteams bilden sich gemeinsam fort

Das Hospiz veritas in Lübbecke und das Hospiz Minden stehen in enger Verbindung zueinander.

Bei­de Hos­pize wer­den der PariSozial Min­den-Lübbeck­e/ Her­ford getra­gen; das Hos­piz ver­i­tas in Gänze, das Hos­piz Min­den gemein­schaftlich mit der Diakonie Stiftung Salem.

Um den fach­lichen Aus­tausch ihrer Teams weit­er zu fördern, organ­isierten die Pflege­di­en­stleitun­gen Chris­t­ian Fre­itag, Lübbecke, und Heiko Bölling, Min­den, die Ein­führung eines spez­i­fis­chen Pflege­mod­ells für sta­tionäre Hos­pize nun hos­pizüber­greifend. Hos­pize haben das Anliegen ein­er empathis­chen und ein­fühlsamen Ster­be­be­gleitung, wobei der pflegerischen Tätigkeit eine zen­trale Bedeu­tung zukommt. Ziel ist keine kura­tive Pflege, son­dern unter anderem eine zuge­wandte Ster­be­be­gleitung, die sich hoch flex­i­bel an die Bedürfnisse des zu Pfle­gen­den (Hos­piz­gast) anpasst. Die ster­bende Per­son ste­ht im Mit­telpunkt. Da die Ver­sorgung gemein­sam mit dem Betrof­fe­nen und den Zuge­höri­gen indi­vidu­ell gestal­tet wird, ist das pflegerische Han­deln kaum standardisierbar.

Miri­am Püschel, stel­lvertre­tende Pflege­di­en­stleitung im Hos­piz Min­den, schulte im ver­gan­genen Hal­b­jahr alle Pflege- und psy­chosozialen Fachkräfte bei­der Hos­pize in einem von ihr speziell für sta­tionäre Hos­pize entwick­el­ten Pflege­mod­ell. Voraus­ge­hend befragte Püschel 2017 im Rah­men ihrer wis­senschaftlichen Arbeit deutsch­landweit 250 Hos­pize nach ihren Erfahrun­gen mit den bish­er ange­wandten Pflegeth­e­o­rien und ‑mod­ellen. 190 Hos­pize antworteten und befan­den für sich bish­erige Pflege­mod­elle für nur eingeschränkt tauglich. Auf dieser Basis entwick­elte Püschel im Rah­men ihrer Bach­e­lo­rar­beit ein hos­pizspez­i­fis­ches Pflege­mod­ell. Anfang 2019 wurde dieses von 40 Exper­tin­nen und Experten ver­schieden­er Hos­pize aus ganz Deutsch­land reflek­tiert und über­ar­beit­et und seit August 2019 in die Prax­is über­führt. So auch in Lübbecke und Min­den. Hos­pi­zliche Pflege beruht auf einem grundle­gend indi­vidu­ellen und abso­lut flex­i­blen Vorge­hen. Eine herkömm­liche Pflege­pla­nung ist kaum anwend­bar, da sich die jew­eilige Sit­u­a­tion eines Hos­piz­gastes sehr schnell ändern kann. „Die Wün­sche und Bedürfnisse des Betrof­fe­nen zu erken­nen ist anspruchsvoll und ohne den empathis­chen Umgang zwis­chen Hos­piz­gast und Pflege­fachkraft kaum möglich,“ beschreibt Fre­itag den Anspruch. Neben fach­lich­er Kom­pe­tenz, pal­lia­tivpflegerischem Wis­sen und Symp­tomken­nt­nis­sen brauche es Intu­ition und ein­fühlsames Ver­ste­hen. Am Lebensende benötigten Pflegebedürftige oft eine ver­traute Bezugsper­son, was auch auf die pro­fes­sionelle Beziehung zur Pflege­fachkraft zuträfe. „Also eher Beziehungspflege als Bezugspflege,“ so Fre­itag weit­er. Wahrnehmung, Kom­mu­nika­tion und aktive, bewusste Beziehungs­gestal­tung sind essen­zielle Bestandteile der pflegerischen Fach­lichkeit im Hos­piz. Fol­glich standen Übun­gen, die die Wahrnehmung schulen, die kom­mu­nika­tiv­en Fähigkeit­en verbessern und die hil­fre­ich für den Beziehungsauf­bau zum Ster­ben­den sind, im Mittelpunkt.

Im Rah­men der Fort­bil­dung wurde allen Teil­nehmenden schnell klar, dass das Mod­ell aus der Prax­is entwick­elt wurde und inhaltlich die hos­pi­zliche Pflege bestätigt. „Vieles, was im Hos­piz ver­i­tas und im Volk­er Pardey Haus bere­its gelebt wird, hat nun jedoch eine wis­senschaftlich fundierte Grund­lage,“ fasst Hos­pi­zleitung Dorothea Sten­ten­bach, Min­den, zusam­men. Es könne die Hos­pize dabei unter­stützen, den Kern und die Werte ihrer Arbeit im heuti­gen Wan­del des Gesund­heitssys­tems zu stärken und zu erhal­ten. „Die Fort­bil­dung und der kol­le­giale Aus­tausch haben mich in mein­er Arbeit bestärkt und ermutigt,“ resümiert eine Teil­nehmende abschließend.